26.10.2024
Wir waren auf der Hit Games Conference und oben Obergenie gezeigt. Wie zu erwarten gewesen war, haben sich die Testspiele in Grenzen gehalten, wie auf der Frankfurter Buchmesse. Nur dass es hier nicht daran lag, dass die Besucher schlicht nicht gewohnt waren Games zu sehen, die HIT ist ein B2B-Event, da geht es um Networking.
Die HIT fand im Abba-Hotel statt: vier Sterne, alles extrem fein und sauber. Man fühlte sich alleine deswegen wie jemand, der es geschafft hat. Auf der Toilette roch es wunderlich nach orientalischen Ölen und zu sanften Klängen einer Art Entspannungsmusik, konnte man sich erleichtern. Alleine das stille Örtchen im Abba war luxuriöser als das ganze Hotel in FFM neulich. Allerdings kostet in FFM eine Nacht vermutlich so viel, wie im Abba ein Fetzchen Klopapier, also alles easy.
Getränke waren kostenlos, und zwar nicht nur Wasser, sondern auch Säfte und Energiedrinks en gros, dazu noch Haferkekse und anderes Gebäck. Die Party haben wir leider verpasst, weil sie sehr versteckt war. Aber am ersten Tag war ich auch so fertig, dass ich kaum noch aufrecht bleiben konnte: Messen, der ganz normale Wahnsinn.
Natürlich wollten uns wieder viele nette Menschen etwas verkaufen, das gehört einfach dazu. Man kann ihnen keinen direkten Vorwurf machen. Wie Mücken, die, um ihre unmündige Brut zu versorgen, einfach Blut saugen müssen. Es ist ein ätzendes Geschäft, aber es muss getan werden – daher schuldet man den Opfern des Systems, das uns alle nährt, eher Respekt als Ablehnung. Mit diesem Wissen verzeiht man diesen armen Kreaturen auch gerne, ja gerührt ihre schleimige Art sich anzubiedern, alle Spiele mit einem herzlichen Lächeln zu testen und aufmunternde Worte zu sprechen wie “Das wird das neue Angry Birds” oder “Du wirst damit reich!”, bevor sie den Deckmantel fallen lassen und man weiß: die letzten 5 Minuten hätte man lieber auf dem Klo verbracht – wegen der coolen Atmosphäre und der Musik.
Aber sobald sie hören, dass man kein Geld hat, verlieren sie schnell das Interesse, da man aus ihrem Opferschema fällt. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sie auf solchen Veranstaltungen überhaupt Kunden finden können oder ob es nur die Hoffnung und die Freigetränke sind, die sie anlocken. Es gab außer uns noch ein knappes Dutzend anderer Indies und ein halbes Dutzend größerer Anbieter von Serviceleistungen verschiedener Art.
Die HIT war wieder nicht groß und dennoch habe ich einige sehr coolen Gespräche führen können. Ein Besucher war mir absolut unsympathisch. Er fragte, was unser USP sei, ich meinte, dass wir das schnellste Puzzlegame der Welt entwickeln. “Und das ist etwas Gutes? Will das jemand spielen?”, fragte er und machte einen Gesichtsausdruck, als er Spülmittel getrunken. “Ja, unsere Spieler mögen es”, sagte ich forsch. “Aha und wie viele Spieler hast du?!”, „Drei“, erwiderte ich unwirsch. Der Besucher betrachtete mich, als wäre ich ein komisches, ihm unbekanntes Gemüse und hämmerte mich mit einem 15 Minuten Monolog nieder, warum ich keine Ahnung von dem habe, was ich tue. Da waren einige sehr gemeine Sachen bei. Und dann, als ich mich für das freundliche Gespräch bedanken und in einer Ecke heulen gehen wollte, stellte er mir viele fiese Fragen, um zu testen, ob ich zugehört hatte – er fragte mich genau das: „Was hast du eigentlich von dem verstanden, was ich gerade gesagt habe?“ Und weil uns die ganze Zeit ein Fotograf belagerte und aus möglichen Perspektive Bilder machte, habe ich es über mich ergehen lassen. ABER, obwohl mir mein Monolog-Partner echt nicht wohlgesonnen war, habe ich viele gute Tipps von ihm mitgenommen. Das Learning hierbei ist: du musst einen Lehrer nicht mögen, er kann ein Arschloch sein, solange er dir helfen kann, besser zu werden – egal ob gewollt oder ungewollt. Dennoch ist es mir schleierhaft, warum man so ätzend rüberkommen muss, wenn man gleichzeitig gute Sachen zu sagen hat.
Bester Tipp des Gesprächs: Entweder geht man voll auf Penes oder lässt es ganz sein. Sonst hat man ein Penis-Spiel, das nur 5% Penis enthält, mit allen Nachteilen, die ein Penis so mit sich bringt. Lieber zwei Pitchdecks haben: einer mit und einer ohne Penis. Dann kann man bei der jeder Firma individuell entscheiden.
Schöne Grüße an Ido Yehieli CEO von Stallar Cartography interactive und Satish Chandra von Teapot Games mit den ich sehr viele gute Gespräche hatte, die zwar noch lehrreicher, aber gleichsam freundlicher waren. Mögen die kreativen Ideen, die Edeka Sandwiches und der Rhabarbersaft nie ausgehen!
Das war es erstmal von mir! Ein Like wäre super, wenn euch der Beitrag gefallen hat! Und erfreut euch an den Fotos (in einem eigenen Beitrag, LinkedIn mag keine Fotoserien in Newslettern). Bis zum nächsten Mal!
Chefspatz